WELTKREBSTAG
Berlin | 18.01.2024
Mammographie-Screening: trotz Pandemie überwiegend prognostisch günstige Karzinome
Der aktuelle Jahresbericht Evaluation der Kooperationsgemeinschaft Mammographie zeigt, dass 2021 erstmalig mehr als 3 Millionen Frauen die Untersuchung zur Brustkrebsfrüherkennung in Anspruch nahmen. Die Teilnahmerate der eingeladenen 50- bis 69-jährigen Frauen beträgt dabei 51 Prozent und ist im Vergleich zu den Vorjahren leicht angestiegen.
Im Jahr 2020 wurden aufgrund der Corona-Pandemie zeitweilig keine Frauen zum Mammographie-Screening-Programm eingeladen. Die daraus resultierenden Untersuchungsverzögerungen konnten von den Screening-Einheiten weitgehend kompensiert werden. Im Jahr 2021 konnten 97 Prozent der anspruchsberechtigten 50- bis 69-jährigen Frauen zur Screening-Untersuchung eingeladen werden. Dabei sind die meisten Folgeuntersuchungen regulär durchgeführt worden. Nur 13,7 Prozent der Folgeuntersuchungen wurden in einem größeren Abstand als 30 Monate nach der letzten Untersuchung als irreguläre Folgeuntersuchungen vorgenommen.
Im Mammographie-Screening-Programm wurden im Jahr 2021 rund 19.000 Karzinome entdeckt. Die durchschnittliche Brustkrebsentdeckungsrate lag bei 6,1 von 1000 untersuchten Frauen. Trotz der pandemiebedingten Verzögerungen konnten überwiegend prognostisch günstige, kleine Mammakarzinome (UICC 0 und I) diagnostiziert werden, bei Folgeteilnehmerinnen waren 81 Prozent der invasiven Karzinome nicht größer als 20 Millimeter. Damit ist die Stadienverteilung der Screening-detektierten Karzinome mit der der Vorjahre vergleichbar. Ein Einfluss der Corona-Pandemie ist bislang nicht zu beobachten.
Das deutsche Mammographie-Screening-Programm ist das größte qualitätsgesicherte und bevölkerungsbezogene Brustkrebsfrüherkennungsprogramm Europas. Alle zwei Jahre hat jede Frau im Alter von 50 bis 69 Jahren das Recht auf eine kostenlose Früherkennungsuntersuchung.
Zukünftig ist eine Teilnahme bis zum Alter von 75 Jahren möglich. Ab dem 1. Juli 2024 können sich Frauen im Alter von 70 bis 75 Jahren bei den Zentralen Stellen für einen Untersuchungstermin anmelden. Durch die Ausweitung des Mammographie-Screenings haben zusätzlich 2,5 Millionen Frauen Anspruch auf eine Teilnahme.
ToSyMa-Studie liefert erste Ergebnisse zum Einsatz von digitaler Brust-Tomosynthese (DBT) und synthetischem 2D-Bild
13.04.2022 / Berlin. In der sogenannten ToSyMa-Studie wurde seit 2018 geprüft, ob der Einsatz der digitalen Brust-Tomosynthese (DBT) mit synthetischem 2D-Bild zu einer klinisch relevanten Steigerung der Brustkrebsentdeckungsrate invasiver Mammakarzinome im Vergleich zum aktuellen Standard, der digitalen 2D-Mammographie, führt.
Die Studie wurde unter Federführung der Klinik für Radiologie des Universitätsklinikums Münster (UKM) durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Den 17 beteiligten Studienzentren in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gelang es, im Rahmen des qualitätsgesicherten Mammographie-Screening-Programms rund 100.000 Teilnehmerinnen für die randomisierte Diagnostikstudie zu gewinnen.
Erste Ergebnisse der Studienphase 1 wurden nun in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift The Lancet Oncology veröffentlicht: https://authors.elsevier.com/a/1ev475EIIgH-OM (Dieser Link ermöglicht einen freien Zugang bis zum 01.06.2022.)
Quellen und weiterführende Informationen:
Heindel W*, Weigel S*, Gerß J, Hense H-W, Sommer A, Krischke M, Kerschke L, for the TOSYMA Screening Trial Study Group.
*WH and SW contributed equally to this work.
Digital breast tomosynthesis plus synthesized mammography versus digital screening mammography for the detection of invasive breast cancer (TOSYMA): a multicentre, open-label, randomized, controlled, superiority trial. The Lancet Oncology 2022.
https://doi.org/10.1016/S1470-2045(22)00194-2
WWU Münster. Brustkrebs häufiger entdeckt als mit Standard-Mammographie. https://www.medizin.uni-muenster.de/tosyma/newsdetails.html?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=11404&cHash=c0912aecc6ab48aa0b50c5515d1cadf8
ToSyMa-Homepage
https://www.medizin.uni-muenster.de/tosyma/startseite.html
Die Kooperationsgemeinschaft Mammographie nimmt die Veröffentlichung zur Kenntnis.
Der Wissenschaftliche Beirat der Kooperationsgemeinschaft Mammographie empfiehlt die Erweiterung des deutschen Mammographie-Screening-Programms auf die Altersgruppe 45 bis 74 Jahre.
11.05.2021 / Berlin. Das deutsche Mammographie-Screening-Programm wird bislang Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren angeboten. Anspruch auf die zweijährliche Untersuchung haben rund 12 Millionen Frauen. Das Screening zur Brustkrebsfrüherkennung sollte in Deutschland auf die Alters-gruppen 45 bis 74 Jahre erweitert werden, begleitet durch eine wissenschaftliche Auswertung der Daten. Mit dieser Stellungnahme folgt der Wissenschaftliche Beirat den neuen „European guidelines on breast cancer screening and diagnosis“ der Europäischen Kommission, die das Mammographie-Screening auch für Frauen zwischen 45 und 49 Jahren sowie zwischen 70 und 74 Jahren empfehlen.
Die Experten des Wissenschaftlichen Beirates halten fest, dass der Nutzen eines Mammographie-Screenings in der Altersgruppe 45 bis 49 Jahre den möglichen Schaden überwiege. Die erwartete Senkung der Brustkrebssterblichkeit liege in vergleichbarer Größenordnung zur Altersgruppe der 50- bis 69-jährigen Frauen. Eine brusterhaltende Therapie sei häufiger möglich als ohne Mammographie-Screening. Diese positiven Effekte würden die Nachteile der Brustkrebsfrüherkennung überwiegen. Dazu zählen „falsch-positive“ Befunde, „Überdiagnosen“ und „Übertherapien“. Zu demselben Ergebnis gelangt der Wissenschaftliche Beirat auch für Frauen zwischen 70 und 74 Jahren.
Der Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats liegen neben den EU-Leitlinien auch aktuelle Studien aus Deutschland zu Grunde, die die EU-Empfehlung bestärken. Eine Analyse der Brustkrebsmortalität zeigt, dass seit 2008 die Brustkrebssterblichkeit nur noch für Frauen in den Screening-berechtigten Altersgruppen sinkt. Für fortgeschrittene Brustkrebserkrankungen in der Altersgruppe der 50- bis 69-Jährigen lässt sich ein Rückgang um 23,0 bis 28,3 % innerhalb von 10 Jahren feststellen. Auch bei der operativen Therapie ist seit Einführung des Mammographie-Screening-Programms ein positiver Trend zu verzeichnen. Bei Frauen älter als 50 Jahre sinkt die Rate der Brustamputationen um bis zu 29 %.
Die Ausweitung der Altersgrenzen beschäftigt auch verschiedene Gremien auf Bundesebene. Zurzeit läuft eine wissenschaftliche Bewertung zur strahlenschutzrechtlichen Zulassung des Mammographie-Screenings, verantwortet durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), die auch Frauen über 74 Jahren miteinbezieht. Zudem hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im März dieses Jahres Beratungen zur Erweiterung des Mammographie-Screenings für Frauen von 45 bis 49 Jahren sowie von 70 bis 74 Jahren und darüber hinaus aufgenommen und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit damit beauftragt, eine entsprechende Überprüfung vorzunehmen.
Eine Ausweitung de Mammographie-Screenings für Frauen älter als 69 Jahre findet auch bei den Frauen selbst große Unterstützung. Die Petition „Mammo bis 75“ des KreisLandFrauenverbands Friesland/Wilhelmshaven und der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Friesland konnte Unterschriften von 80.000 Frauen gewinnen. Diese Petition wurde im Oktober 2020 im Petitionsausschuss des Bundestages angehört und parteiübergreifend sehr positiv aufgenommen.
Kooperationsgemeinschaft Mammographie
2002 beschließt der Deutsche Bundestag parteiübergreifend, das Mammographie-Screening-Programm in Deutschland einzuführen. Im August 2003 wird in gemeinsamer Trägerschaft von den gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) die Kooperationsgemeinschaft Mammographie gegründet. Ihre Aufgabe ist die Koordination, Qualitätssicherung und Evaluation des Mammographie-Screening-Programms. Im Jahr 2005 gehen die ersten Screening-Einheiten an den Start. Seit 2009 ist das Programm in Deutschland flächendeckend umgesetzt. Heute wird das Mammographie-Screening von 95 Screening-Einheiten an rund 400 Standorten angeboten.
Wissenschaftlicher Beirat
Der wissenschaftliche Beirat ist ein unabhängiges Sachverständigengremium. Die Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen beraten und unterstützen die Kooperationsgemeinschaft Mammographie vor allem
Mitglieder:
Prof. Dr. med. Alexander Katalinic (Vorsitzender)
Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität Lübeck und
Registerstelle Krebsregister Schleswig-Holstein
Prof. Dr. med. Tanja Fehm
Universitätsfrauenklinik am
Universitätsklinikum Düsseldorf
Prof. Dr. med. Annette Lebeau
Institut für Pathologie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Prof. Dr. med. Markus Müller-Schimpfle
Klinik für Radiologie, Neuroradiologie & Nuklearmedizin
Klinikum Frankfurt Höchst GmbH
Prof. Dr. med. emeritus Per Skaane
Norwegen
Prof. Dr. med. Andreas Stang, MPH
Zentrum für Klinische Epidemiologie (ZKE)
c/o Institut für Medizinische Informatik, Biometrie &
Epidemiologie (IMIBE), Universitätsklinikum Essen
Die vollständige Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats der Kooperationsgemeinschaft Mammographie unter nachfolgendem Link.
Download der Pressemitteilung 11.05.2021 unter nachfolgendem Link.
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